Leserbrief von Sabine Specht - Merkur

„Schlachthof polarisiert"

 

Zur Berichterstattung und Leserbriefen über Pläne für einen Schlachthof in Aschheim: Die Ansiedlung eines Schlachthofs in Aschheim polarisiert Informationen, die öffentlich zugänglich sind, und Aussagen der Gemeindevertreter tragen zur

Verwirrung bei. laut Bürgermeister soll ein regionaler Schlachthof entstehen, mit lokalen Fleischverarbeitungsbetrieben, Schlachtvieh und Abnehmern aus der Umgebung, zusätzlichen Gewerbesteuereinnahmen, neuen Arbeitsplätzen für die Anwohner — ein geruchloser, emissionsfreier und ertragsreicher Schlachthof, mit Biogasanlage zur Unterstützung des

Energiebedarfs des Schlachthofs und eventuell auch Wurstverarbeitung. Aussage des Ascheimer Bürgermeisters ist, dass die Betriebe des Münchner Schlachthofs nach Aschheim umziehen werden. Den Medien ist dagegen zu entnehmen, dass dies weder ein konkreter Plan der Münchner Betriebe noch der Stadt München ist. Der Investor des Aschheimer Schlachthofs ist Opus Munich GmbH & Co. KG, gegründet am 06.04.2016. Der Sitz wurde von München nach Stadtlohe in NRW verlegt. Persönlich haftender Gesellschafter ist Oppenheim & Co. Real Estate Gesellschaft m.b.H, mit einem Stammkapital Von 30000 Euro, gegründet am 08.06.2015. Geschäftsführer sind hier wiederum Albert Harry Oppenheim (NRW) und John Roland Pickstock, Großbritannien. Die Pickstock Group ist international wirkend, betreibt Schlachthöfe in Großbritannien, ist in der Fleischverarbeitung im Fleischexport und ferner in der Immobilienbranche aktiv. Gesellschafter ist außerdem Opus  Munich Financing, Sàrl. Luxembourg, gegründet 2016. Konzentrationstendenzen in der Fleischverarbeitungsindustrie tragen zudem nicht dazu bei, das Konzept eines regionalen Schlachthofs mit 1200 Schweine• und 300 Rinderschlachtungen täglich, glaubwürdig zu finden. Das vorgesehene Aschheimer Gebiet ist groß genug, um die Schlachtzahlen zu erhöhen. Die geringen Margen in der Fleischindustrie lassen projizierte Gewerbesteuereinnahmen, die öffentlich mit erwarteten Umsatzzahlen begründet werden, als nicht überzeugend dastehen. Dies und viele weitere Fragen, welche die offizielle Pressemitteilung der Gemeinde Aschheim aufwirft, werden von den Aschheimer Bürgern lebhaft diskutiert- Rechenexempel. Wirtschaftliche Analysen und technische Berichte machen die Runde. Es ist schwierig Vorteile für Aschheim zu erkennen, hingegen werden andere Beteiligte sehr wohl als

Gewinner dastehen. Theorien machen den Lauf, dass das echte Geschäft in München gemacht wird, bei der Bebauung des Schlachthofareals. Erst nachdem die Initiative .Aschheimer gegen Schlachthof" gemeinsam mit den Freien Wählern innerhalb von fünf Tagen mehr als ausreichend Unterschriften (ca. 25 Prozent der Wahlberechtigten) für ein Bürgerbegehren gesammelt hat, CSU und SPD nun in die Offensive und wollen ihrerseits über ein Ratsbegehren für ihr Vorhaben werben und die Bürger über den geplanten Schlachthof abstimmen lassen. Bis dahin wurden die Gegner des

Schlachthofs eher nicht ernst genommen und als „Veganer" verspottet. Eine Informationsveranstaltung, wie jetzt von CSU und SPD geplant, ist gut. Die Ankündigung kommt viel zu spät. Die Aschheimer Bürger erwarten nun klare und detaillierte Antworten. Jedem Gemeinderat soll das Recht zugesprochen zu werden, seine Meinung zu ändern, wenn neue Erkenntnisse vorliegen.  Es bleibt spannend zu beobachten, welche Rolle der Stadt München zukommt

 

Sabine Freser-Specht

Aschheim

 

 

 

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